Geschichtliche Entwicklung des jagdlichen Brauchtums

Des Weidmanns Ursprung liegt entfernt,

dem Paradiese nah,

Da war kein Kaufmann, kein Soldat,

Kein Arzt, kein Pfaff´, kein Advokat,

Doch Jäger waren da!

Das jagdliche Brauchtum ist so alt wie die Jagd selbst.  Schon der Mensch der Steinzeit, war vom Sammler zum Jäger geworden.  Die Jagd war Grundlage der menschlichen Existenz. Ackerbau und Viehzucht waren unbekannt. Hatten die Jäger Erfolg, war für alles gesorgt was die Sippe brauchte. Nahrung, Bekleidung und aus den Zähnen, Knochen und Geweihen, wurden die nötigen Gebrauchsgegenstände hergestellt.

Nach unserem spärlichen Wissen um das Leben der vorgeschichtlichen Menschheit, spielt aber auch hier schon das Brauchtum bei der Jagd eine gewisse Rolle. Bei Ausgrabungen wurden durchbohrte Zähne von Wildpferd, Wisent, Hirsch und Wolf gefunden, die zweifellos als Schmuck Verwendung gefunden haben. An der Spitze durchbohrte Wisent Hörner und ausgehöhlte Mammut Zähne können als Signalhörner gedeutet werden, die auch zur Jagd zum Einsatz kamen.

Künstlerischen Darstellungen von Eiszeitmenschen finden sich in Höhlen Südfrankreichs und Nordspanien. Die Tierzeichnungen sind so naturgetreu gestaltet, dass man zunächst  an der Echtheit der eiszeitlichen Kunstwerke zweifelte. Wir finden Darstellungen des Wildpferdes, des Mammut, des Riesenhirsches und vieler anderer Tiere, aber auch schon Zeichnungen, die die Ausübung der Jagd darstellen. Kühne Erlebnisse und Heldentaten auf der Jagd wurden in Steine geritzt oder mit Kohle gezeichnet.

Die ältesten schriftlichen Berichte über unsere germanischen Vorfahren geben uns Caesar, Tacitus, Plinius  u. a. Leider sind diese Berichte sämtlich durch die Brille des kulturell viel höher stehenden Römers verfasst und enthalten nur unvollkommene Angaben über germanisches Brauchtum und Sitte.

Der griechische Schriftsteller Arrian (95 – 180 n.Chr.) berichtet uns genaue Einzelheiten über die Jagd der Donaukelten.  Diese waren bereits waidgerechte Jäger in unserm Sinne. Sie jagten nicht nur wegen des Wildbrets, sondern in erster Linie aus Passion und gestalteten die Jagd zu einem Vergnügen, welches genauen Regeln und Bindungen unterlag. Die beliebteste Jagd war die Hasenhetze zu Pferd. Hierbei mussten die schnellen Windhunde, die Hasen fangen und lebend ihrem Herrn bringen. Bei diesen Hetzjagden  wurden nicht mehr als zwei Windhunde gleichzeitig geschnallt, auch sollte der Hase stets erst einen Vorsprung erhalten, damit er nicht schnell gefangen wurde und so jede Möglichkeit des Entkommens ausgeschlossen war.

Es ist sicher, dass die Jagdausübung der Germanen von den Kelten stark beeinflusst worden ist. Die hohe Auffassung vom Weidwerk, die die Kelten hatten, färbte auf andere Völker, mit denen sie in Berührung kamen, ab. Die Jagd wurde immer mehr ein ritterliches Vergnügen und als solche mit Bräuchen und Sitten, ja mit Zeremonien umkleidet. Das Rotwild, der „edele Hirsch“, rückte mit dem Aussterben des Großwildes immer mehr in den Vordergrund des jagdlichen Interesses. Nähere Einzelheiten hierüber finden wir in den leges barbarorom (Barbarengesetzte). In diesen werden auch die Hunderassen geschildert, die in der damaligen Zeit zur Jagd benutzt wurden.

Eine bedeutende Rolle spielte auf der Jagd das Horn. Es war bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts  Zeichen  des gerechten Jägers. Die Jagdmannschaften trugen ein Horn aus Ochsen- oder Büffelhorn, während die Edlen ein Signalhorn aus Elfenbein an der rechten Seite zu tragen pflegten. Im Altfranzösischen wird dieses Elfenbeinhorn Olifant genannt. Bekannt ist der Olifant geworden durch das Rolandlied. Über „dreißig große Meilen“ soll Kaiser Karl den Hornstoß  seines getreuen Roland vernommen haben.

In den leges werden uns zahlreiche Bräuche überliefert, die nun gesetzliche Kraft erhielten. Drakonisch sind die Strafen, die uns in den leges überliefert werden.  Wer z.B. einen Hund gestohlen hatte, musste diesem zur Strafe das Weidloch küssen, wer einen Beizvogel entwendete, musste sich 6 Unzen Fleisch super testones, also auf seinem Hoden vom Beizvogel  kröpfen lassen.

Mit der Einführung der Bannforste  wurde die Jagd immer mehr eine höfische  Angelegenheit der Könige und Fürsten und der mit diesen Forsten Beliehenen – meist  Klöster. „Karl schenkte den Klöstern Sithin und St. Denis Jagdgerechtigkeit, damit die Geistlichen Wildbret zur Labung der Kranken, Leder zum Einbinden ihrer Bücher, zu Handschuhen und Gurten erhielten.“

Zum Brauchtum der alten Jägerei gehören die alten Waidsprüche. Sie scheinen hauptsächliche den Zweck gehabt zu haben, ähnlich den Handwerkssprüchen der Zünfte, dem mit einem Waidspruch Angeredeten Gelegenheit zu geben, durch die vorgeschriebene Antwort zu beweisen, dass er ein hirschgerechter Jäger sei. Diese Waidsprüche waren  von Gegend zu Gegend verschieden. Sie behandeln in erster Linie die Hirschjagd, da der Hirsch das  alles überragende Wild der frühen Zeit war und nur der hirschgerechte Jäger etwas galt. Die anderen waren die Federschützen oder etwa gar „Böhnhasen“ wie Döbel die nicht richtig ausgebildeten Jäger nennt.

Das Alter der Waidsprüche ist schwer festzustellen, die ältesten stammen etwa aus der Zeit Kaiser Maximilians I., des letzten Ritters, der auch als Jäger hochgeachtet und berühmt war. Sicher sind diese Waidsprüche von den Jägern selbst gedichtet und kein Produkt eines höfischen Poeten, dies beweist ihre derbe, volkstümliche Sprache. Eine Sammlung alter Waidsprüche findet man bei den Brüdern Grimm und im „Jägerbrevier von Grässe (Wien 1869).

Ulrich Pfundstein – Obmann für das Jagdliche Brauchtum

Eine Auswahl der markantesten Weidsprüche:

„Auf, auf, mein lieber Weidmann, mit Weidmannsheil,
Dass uns, so Gott walt, was Gutes werde zutheil!“

„Joho, mein lieber Weidmann, gleichfalls mit Heil,
dass Gott dir und mir gebe all gute Weil!“

„Weydemann, tu mir kund, wodurch wird der edle Hirsch verwund?“

„Das kann ich dir wohl sagen:
Tuts nicht der Jäger und sein Leithund,
so bleibt der edle Hirsch unverwund.“

„Weydmann, lieber Weydemann hübsch und fein
Sage mir, wann mag der edle Hirsch am besten gesund seyn?“
„Das kann ich dir wohl sagen für:
Wann die Jäger sitzen und trinken Bier und Wein
Pflegt der Hirsch am allergesündesten zu sein.“

Ein uralter Brauch war das Jägerrecht

Man unterschied das große und das kleine Jägerrecht, letzteres ist auch heute noch fast überall üblich, das erstere wohl nirgends mehr. Die Jäger erhielten ursprünglich ihren Lohn in Naturalien. Diese bestanden in erster Linie in Teilen des erlegten Wildes. Im allgemeinen gehörten zum großen Jägerrecht das Haupt, der Hals mit dem Vorschlag bis zur dritten Rippe, die Haut, das Geräusch,  also Lunge, Herz, Leber, Nieren, Lungenbraten (Filet) und das Feist.  Außer diesem Jägerrecht erhielten die Jäger je nach den Umständen und Verhältnissen pro Jahr mehrere Stücke Wild als Deputat, so bekamen in Tirol die Hilfsjäger jährlich zwei Gamsböcke, die sogenannten „Hosengams“, weil sie sich aus der Decke die kurzledernen Hosen machen ließen. Später wurden  das große Jägerrecht und die übrigen Deputate durch Geld abgelöst, meistens in Form von Schußgeldern.  Zum kleinen Jägerrecht gehören das Geräusch samt dem Feist, sowie Kopfschmuck und Grandeln, Gewaff usw. soweit der Erleger des Wildes die ‚“rote Arbeit“ selber durchführt. Bricht ein anderer Jäger oder Jagdgehilfe das erlegte Stück auf, so steht diesem das Geräusch zu. (up)

Jägersprache

Die deutsche Jägersprache ist sehr alt. Die ersten Anfänge weidmännischer  Ausdrucksweise, die von der übrigen Sprache bewusst abweicht, finden wir bereits in Jagdschriften und Urkunden des 7. und  8. Jahrhunderts. Auch im Nibelungenlied und in den Werken Wolfram von Eschenbachs kommen schon besondere weidmännische Ausdrücke und Bezeichnungen vor. Ab dem 12. Jahrhundert entwickelte sie sich zur „Zunftsprache“ der Berufsjäger und beschränkte sich zunächst  vor allem auf die Themen Rothirsch und Hirschjagd, Jagdhunde, Beizjagd und Vogelfang. Mit der Parforcejagd kamen einige französische Ausdrücke nach Deutschland, mit holländischen Falknern einige niederländische Falknereibegriffe. Im 17./18. Jahrhundert erlebte die Jägersprache ihre Blütezeit und wurde durch Einbeziehung von Begriffen für Niederwild und Niederjagd erweitert. Die Revolution 1848 und deren Folgen bedrohten den Fortbestand der Jägersprache in Deutschland. Doch der Adel mit seinen weiten Eigenjagden sowie die Forstbeamten hielten daran fest, und bald eiferten ihnen die Privatjäger nach. Heute ist die Weidmannssprache die Umfangreichste deutsche Sondersprache mit etwa 3000 gebräuchlichen Wörtern zur Bezeichnung jagdbezogener  Gegenstände und Vorgänge sowie der Lebenszeichen, Körperteile und Aufenthaltsorte des Wildes. (up)

Jägerlatein

Der größte Aufschneider aller Zeiten war wohl Münchhausen. Er hat uns unübertroffene Lügengeschichten geschenkt, über die  Menschen  heute noch lachen. Der köstliche Humor, der aus tausend unglaublichen Jagdgeschichten spricht, der Schalk, der durch fabelhafte Jagdabenteuer lacht, der Witz, der darin liegt, einem in der Jagd Unerfahrenen hanebüchene Geschichten aufzutischen, wird allgemein als Jägerlatein bezeichnet. Dieser Ausdruck ist vermutlich auf eine Stelle in Cäsars Bericht in seinem „bellum gallicum“ zurückzuführen, wo er folgendes schreibt: „Die Elche, die in Germaniens Urwäldern lebten, hätten keine Gelenke in den Läufen. Sie könnten sich daher nicht niedertun, sondern lehnten  sich nachts, um zu ruhen, an Bäume an. Die klugen Germanen sägten nun diese Schlafbäume an und die armen Elche fielen hin, könnten nicht wieder aufstehen und würden so die sichere Beute der germanischen Jäger.“ Sicher hat ein alter Germanenfürst dem Nichtjäger Cäsar diesen Bären aufgebunden. Da Cäsar diese Geschichte in Latein niedergeschrieben hat, erzählte er das reinste Jägerlatein. Das Gelächter darüber schallt durch die Jahrtausende. (up)

Bruchzeichen und Jagdsignale

Die Bruchzeichen sind bis auf geringe Reste aus dem Bewusstsein der Jäger verschwunden. Gerade die Kenntnis dieses alten Brauchtums hat aber einen besonderen Reiz. Mit diesen Zeichen verständigten sich erfahrene Jäger unauffällig miteinander, ohne dass Unberufene es merkten. Die Bruchzeichen sind aber auch Symbol der gerechten Jägerei. Der Brauch, das gestreckte Wild, den Hund und sich selbst mit Brüchen zu schmücken, ist uralt. Schon Tristan schmückt sich nach der Jagd mit einem Lindenbruch, und gab dem Jägermeister auch einen. In den ältesten Verordnungen über die Jagd, in denen die Wildfolge behandelt wird, ist das Markieren der Stelle, an der das kranke Stück auf fremdes Gebiet wechselt, durch Bruchzeichen vorgeschrieben. (up)

Jagdsignale bestehen aus fünf ganzen Tönen und es gehört weder große Kunst noch hohe Musikalität dazu, das Blasen des Jagdhorns zu erlernen. Allerdings sind etwas Energie und Ausdauer erforderlich. Grundsätzlich gibt es zwei Typen von Jagdhörnern, das Fürst-Pless-Horn und das Parforce-Horn. Beide Hörner unterscheiden sich in der Größe und darin, dass das Parforce-Horn um eine Oktave tiefer liegt. Daneben gibt es zum Spielen von Jagdmusik auch noch das Ventilhorn, das mit seinen drei Ventilen wie eine Trompete bespielbar ist. Das eigentliche Horn der jagdlichen Praxis ist das Fürst-Pless-Horn (up).

 

Nach dem Schuss

„Vor dem Treffen und nach dem Treffen zeigt sich die Gesinnung des Weidmanns. Treffen selber ist lediglich eine Nervenangelegenheit.!“

Ein wesentlicher Teil der Jagd ist Handwerk und dieses Handwerk muss gekonnt werden. Von jedem Jäger der die Büchse oder Flinte führt, muss verlangt werden, dass er das Jagdhandwerk beherrscht. Die soziale Stellung des Betreffenden spielt dabei keine Rolle. Wer sich einen angestellten Jäger halten kann, braucht schließlich den Rehbock nicht selber aufbrechen und nach Hause zu tragen, aber er muss es können!

 

Abfangen, Abschlagen, Abfedern.

Wenn ein Stück Wild nicht tödlich getroffen ist, so verlangt es der Tierschutzgedanke, das kranke Stück möglichst schnell von seinem Leiden zu erlösen.  Bricht das Stück in Sicht des Schützen zusammen, so wird man sofort den Fangschuss geben oder das Stück mit der blanken Waffe abfangen. Es gibt Situationen in denen ein Fangschuss sehr problematisch ist. Denken Sie nur an den Hund, der das kranke Stück ständig umkreist und daher sehr gefährdet ist. In zahlreichen Fällen wird der Fangschuss die Regel sein, aber der Fang mit der kalten Waffe muss beherrscht werden.  Man springt an das am Boden liegende Stück vom Rücken her an und stößt die blanke Waffe hinter dem Blatt schräg nach vorn in den Brustkorb. Niemals trete man von der Seite heran, nach der die Läufe zeigen, ein Stück Rotwild kann einem mit den Läufen das Schienbein glatt abschlagen. Beim Hirsch warte man einen Moment ab, in dem die eine Stange den Boden berührt und trete dann sofort mit einem Fuß auf die Stange wobei man  das ganze Körpergewicht auf diesen einen Fuß legt. Zum Abfangen von Sauen benutzt man die Saufeder.
Einem kranken Keiler in die Dickung mit dem  Hirschfänger oder dem Gewehr – mit dem man in der dichten Dickung meist gar nichts anfangen kann – zu folgen, ist sorglose Dummheit. Neben einer großkalibrigen Kurzwaffe ist die Saufeder eine gerechte und zweckmäßige Waffe.

Rehwild wird vielfach abgenickt. Der richtig ausgeführte Nickfang hat den Vorzug, dass er blitzartig tötet.  Der Nachteil besteht darin, dass man um ihn richtig anzuwenden, mit der linken Hand das Gehörn oder beim weiblichen Stück die Lauscher fassen und das Haupt herunterbiegen muss; dabei klagt das Wild häufig und es vergeht eine gewisse Zeit, bis der Nicker die richtige‚ Stelle trifft. Wer  den Nickfang nicht genau geübt hat, unterlasse ihn unter allen Umständen. Nichts ist furchtbarer als der Kampf eines Dilettanten mit einem kranken Rehbock, dem mit der Messerspitze auf dem Hinterhaupt herumgestochert wird! Der Fang mit dem Weidmesser hinter das Blatt ist auch hier das zweckmäßige und weidgerechtere.

Hasen und Kaninchen werden abgeschlagen.  Man fasst zu diesem Zweck das Stück mit der linken Hand an beiden Hinterläufen, dass der Kopf herunterhängt, und schlägt mit der schmalen Seite der flachen Hand mehrmals kräftig hinter die Löffel in das Genick.

Flugwild wird am zweckmäßigsten mit einem harten Gegenstand auf den Kopf geschlagen, beim Rebhuhn kann man außerdem schon mit dem Daumen den Schädel eindrücken, und so schmerzlos den Tod herbeiführen. Das früher geübte Abfedern ist ohne Quälerei nicht durchzuführen und sollte daher unterlassen werden.

Aufbrechen,  Auswerfen, Ausfahren, Aushaken.

Oberster Grundsatz muss sein: Wer ein Stück Schalenwild schießt, muss es auch selbst aufbrechen! Dass weiterhin ein jüngerer Jäger einem älteren Herrn das Aufbrechen abnimmt, ist selbstverständlich. Wer aber allein pirscht, muss auch ein geschossenes Stück selbst aufbrechen.

Beim Hirsch wird die Brunftrute ausgelöst und mit der Ausmündung, also dem Pinsel, abgeschärft, es bleibt also vorne an der Brunftrute ein Stückchen der Decke haften. Brunftrute und Brunftkugeln werden zur Linken niedergelegt (vom Aufbrechenden aus gesehen). Beim öffnen des Schlosses sollte folgendes beachtet werden. Beide Keulen sind aneinandergewachsen, aber sie haben eine Trennungshaut. Es zeigt den Künstler in seinem Fach, wenn die Trennungshaut beim Durchschärfen so genau gefasst wird, dass auf keiner Seite rotes Wildbret sichtbar wird, sondern das Wildbret auf beiden Seiten mit einer dünnen weißlich-bläulich schimmernden Haut überzogen ist.

Beim Rehbock bleibt der Pinsel an der Decke, die Brunftrute wird also unterhalb des Pinsels abgeschärft und zwar so, dass der Pinsel links von dem durch die Decke geführten Längsschnitt sitzen bleibt. Beim weiblichen Rehwild bleibt das Feuchtblatt mit der Schürze an der Decke und zwar ebenfalls auf der linken Seite.

Hasen und Kaninchen werden ausgeworfen. Zu diesem Zweck fasst man den Hasen zunächst mit der linken Hand an die Vorderläufe und drückt mit den Fingern der rechten Hand die Blase aus. Dann macht man zwei Finger breit unterhalb des Weidloches einen Querschnitt durch den Balg von etwa 8 – 10 cm Länge. Nunmehr wird der Balg von der Bauchdecke nach vorne zu abgetrennt, indem man mit der Hand zwischen Balg und Bauchdecke hineinfährt. Nachdem dies etwa  bis zum Brustbein geschehen ist, schärft man die Bauchdecke auf, ohne den Balg zu verletzen und wirft das Gescheide  heraus.

Waldhühner werden ausgefahren . Hühner, Enten, Tauben usw. werden ausgehakt. Man führt einen kleinen Haken in das Weidloch ein, dreht einige Male herum und zieht langsam zurück. Der Haken hat dann das kleine Gescheide gefaßt und man zieht so den gesamten Darm heraus und reißt ihn am Weidloch ab. (Dieses Verfahren ist nach den EU Hygienebestimmungen nicht mehr zulässig, wenn das Federwild verkauft wird)

Strecken und Strecken  legen.

Alles Wild liegt auf der rechten Körperseite. Der Jagdherr steht vor der Strecke. Schützen stehen mit geöffneter Waffe und Hut auf dem Kopf hinter dem Jagdherrn. Bläser stehen hinter der Strecke. Treiber stehen hinter den Bläsern.

Das Legen der Strecke nach Schalenwild,(männl. vor weibl. ).Hochwild vor Niederwild, Haarwild vor Federwild, Feldhühner vor Wasserwild. Bei Niederwild wird jedes 10. Stück in der Reihe um eine halbe Wildlänge vorgezogen.

Nach dem Aufbrechen wird das Wild gestreckt und zur Strecke gelegt. Schalenwild, welches während der Jagd erlegt wurde, wird auf die rechte Seite gelegt, also Herzseite nach oben, beim männlichen Wild wird das Haupt durch einen Ast aufrecht gestellt, um so den Kopfschmuck besser zu zeigen. Danach wird das Stück mit dem Inbesitznahmebruch gerecht verbrochen. Männliches Schalenwild erhält den „letzten Bissen“.

 

Tottrinken und Schüsseltreiben

Der Jäger ist einem guten Trunk im allgemeinen nicht abgeneigt. Von den Zeiten der alten Germanen bis in unsere Tage sind Trinksitten mit der Jagd verknüpft.

Trinkspruch:

Der Jäger der nicht säuft,
der Hund, der nicht läuft,
der Hase der nicht stille hält,
das sind die drei größten Wunder der Welt!

Wobei es anzumerken gilt, dass Alkohol vor und während der Jagd selbstverständlich ein absolutes Tabu ist!

Waidmännisches Betragen und was Brauch ist

Waidgerecht jagen heißt anständig Jagen! Anständigkeit ist ein Ausfluss der Gesinnung. Alle Kenntnisse und Fähigkeiten können eine mangelhafte Gesinnung nur übertünchen, nie beseitigen.

 „Das ist des Jägers Ehrenschild,

 dass er beschützt und hegt sein Wild,

 waidmännisch jagt wie sich´s gehört,

 den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.“

Hat man versehentlich ein Stück krank geschossen, so ist mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln im Sinne des Tierschutzes eine solide Nachsuche durchzuführen, um dem Tier weiteres Leid zu ersparen und es zur Strecke zu bringen. Im Bedarfsfall ist auf spezialisierte Nachsuchengespanne zurückzugreifen.

Es ist unwaidmännisch auf zu weite Entfernungen auf Wild zu schießen.

Es gilt derjenige als Erleger, der dem Stück die erste Kugel so angetragen hat, dass das Stück mit einem guten Schweißhund zur Strecke gekommen wäre.

Bei Schrotschuss gilt derjenige als Erleger, der den letzten tödlichen Schuss abgegeben hat.

 

Zusammenfassung

Viele Bräuche haben heute nicht mehr die Bedeutung wie in früherer Zeit. Die kulturelle Entwicklung hat in jeder geschichtlichen Periode, die wir durchlaufen haben, natürlich andere Schwerpunkte gesetzt. In der Frühzeit der Menschwerdung wurden andere Erfordernisse an das Überleben gestellt, als in der Zeit, als Kelten, später Germanen und dann die Römer unser Zusammenleben geprägt haben. Im Mittelalter waren Handwerker in Zünften organisiert, die sich in eigenen Zunftsprachen – der Sprache der Eingeweihten – unterhielten. Unsere Jägersprache hat sicher hier ihren Ursprung gefunden. Die Feudalzeit, mit ihren Prunkjagden, stand unter französischem Einfluss, wovon unsere Jagdkultur nicht unberührt geblieben ist. Die Revolution von 1848 hat der Jagd in Deutschland einen Rückschlag beschert, von dem sie sich erst spät wieder erholen konnte. In der Folgezeit wurde die Jagdausübung auf neue gesetzliche Grundlagen gestellt, die im Wesentlichen bis heute bestehen.

Jagd in Deutschland ist untrennbar mit der kulturellen Entwicklung unseres Landes verbunden und stellt ein hohes Gut dar, das es zu schützen gilt. Jagd darf nicht auf das alleinige töten reduziert werden oder zur reinen Schädlingsbekämpfung verkommen. Ebenso gilt es das jagdliche Brauchtum trotz aller Veränderungen des kulturellen Zusammenlebens zu schützen und zu pflegen. Das jagdliche Brauchtum gibt der Jagd, wie wir sie heute betreiben, die Seele. Die Traditionen vergangener Generationen werden in die heutige Gesellschaft übertragen und können auch die Folgegenerationen dahingehend prägen, dass das hohe Gut des waidmännischen Jagens und der waidmännischen Gesinnung erhalten bleibt.

Jagdkultur ist ein starkes Element der europäischen Kultur.
(up)